Der Heilige Franziskus und die Geburt der Schmetterlinge

Der heilige Franziskus saß einmal ins Gebet versunken unter einem schattigen Baum im Klostergarten. Da hörte er ein leises Weinen und öffnete die Augen. Vor ihm saß eine Raupe auf einem Blatt und schluchzte herzzerreißend.
„Warum weinst Du kleine Raupe“ fragte Franziskus freundlich, denn er verstand die Sprache der Tiere. „Ach, es ist so schrecklich. Die Menschen jagen uns Raupen und wollen uns loswerden. Sie sagen, wir seien häßlich und eklig. Wir würden ihre Ernte auffressen, und seien zu nichts nütze. Kannst Du uns helfen, Heiliger Franziskus?“
Franziskus liebte die Natur und alle Wesen, die zu Gottes Schöpfung gehören. Und so versprach er der kleinen Raupe zu helfen. In den nächsten Tagen sah man ihn früh morgens durch den Garten gehen. Er trug eine kleine Schachtel bei sich, in die er etwas sammelte.
Inzwischen stand Ostern vor der Tür. Die Mönche waren mit Vorbereitungen für das bevorstehende große Fest beschäftigt, und wunderten sich, dass Franziskus ihnen nicht half. Dann kam die Osternacht, und mit ihr der wichtigste Gottesdienst, den die Christen feiern: die Auferstehung Jesu.
Alle Mönche und anschließend die ganze Gemeinde zogen schweigend ein in die stockfinstere Kirche. Man hörte nur ihre Schritte hallen und sah die dunklen Gestalten, die sich in den Kirchenbänken verteilten.
Franziskus entzündete die Osterkerze mit den Worten: „Von der Dunkelheit zum Licht, vom Tod zum Leben.“ Dabei öffnete er die kleine Schachtel, die er bei sich getragen hatte. Im selben Moment fiel ein Lichtstrahl darauf und eine Wolke aus bunten, schillernden Schmetterlingen stieg empor. Sie flogen durch die Kirche und tanzten um die Menschen herum. Ein erstauntes Raunen ging durch den Kirchenraum und alle waren wie verzaubert.
Da sprach Franziskus: „Unser Herr Jesus ist wirklich auferstanden. Er hat uns diese wunderschönen Geschöpfe geschickt als Zeichen für die Verwandlung vom Tod zum Leben. Schaut sie euch an: Zuerst sind sie kleine Raupen. Dann verwandeln sie sich in einen scheinbar leblosen Kokon. Wie Jesus nach 3 Tagen aus dem Grab auferstanden ist, so fliegen auch sie als wunderschöne Schmetterlinge verwandelt in die Luft empor. Ihr sollt sie daher achten und wertschätzen.“
Seit dieser Zeit lächeln die Menschen, wenn sie eine Raupe oder einen Schmetterling sehen. Denn sie wissen nun, dass sie einem Boten Jesu begegnen.
Text und Bild: Anna Zeis-Ziegler/Pfarrbriefservice